Wirklich bewegt hat mich diese Neuerscheinung über den jungen Davide, der in dem kleinen neapolitanischen Dorf Toca e Piccilli in einer Schweinehirtenfamilie aufwächst und dessen Leben vorherbestimmt scheint. Er bewundert Theresa, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammt – sie kann lesen und ist seine heimliche Liebe – und träumt sich mit ihr fort.
Als jüdische Flüchtlinge im Dorf untergebracht werden, ändert sich Davides Leben: er lernt Nicolas kennen, dem er nacheifert und fängt heimlich an bei seinem Vater, der Lehrer ist, zur Schule zu gehen. Mit den neuen Wörtern entdeckt er auch eine ganz neue Art zu leben und die Welt zu sehen.
Das Leben der drei Jugendlichen fängt mehr und mehr an sich zu verweben – eine Dreiecksbeziehung, die nicht gut gehen kann: „Wir wussten nicht, dass wir Motten waren, die sich zu nah ans Feuer wagten: Angezogen vom strahlenden Licht, enden sie mit versengten Flügeln in diesem letzten Tanz, bei dem die Freude die Angst überwiegt.“ Nach vielen Jahren kommt es zu einem Wiedersehen…
Dieses Buch ist mein Buch des Jahres – es ist wahnsinnig gut geschrieben und in ihm stecken Poesie und Philosophie. Der Autor schafft es, die Protagonisten, die Zeit und das Land lebendig werden zu lassen: ein großartiger und berührender Entwicklungsroman, darüber wer wir sind, wer wir sein wollen und wer wir werden.
Diogenes Verlag – ISBN 9783257073126 – 24 €